Die Geschichte von Vettelhoven

Schloß Vettelhoven

 

Erfüllte Träume

Was mußte man vor hundert Jahren besitzen, um sich einen Traum zu verwirklichen - vorausgesetzt, daß Geld keine Rolle spielte? Eine geräumige, herrschaftliche Villa, besser noch ein Schloß, mit weitläufigem Park, darin ein Teich, eine breite Zufahrt mit Umfahrt vor dem Haupteingang, einen Wintergarten, ein separates Haus für das Personal und natürlich eine entsprechende Ausstattung in den hohen Räumen. Ein solcher Herzenswunsch der damaligen Zeit wurde dem jungen Paar de Weerth im Jahre 1890 erfüllt. Zur Hochzeit erhielten die Großeltern des ehemaligen Besitzers von Burg Vettelhoven, Illo de Weerth, das Schloß in unmittelbarer Nachbarschaft der Burg geschenkt, das in der Tat all diesen Ansprüchen genügte.

Um die Repräsentation ging es bei der Planung dieses Gebäudes, ohne daß man es einer einzigen Stilrichtung zuordnen könnte. Beim Portal und am Mauerabschluß unter dem Dach sind klassizistische Züge und am Giebel und am Turmdach barocke Formen auszumachen.

Abgesetzte Ecksteine erhöhen die optische Wirkung der Fassade, die großen Fensterbögen sind durch wuchtige Einfassungen hervorgehoben. Turm und Portal an der Auffahrt sollen den ankommenden Gast beeindrucken, eine großzügige Vorhalle, das Treppenhaus und der "Flur", geräumig wie ein Wohnzimmer, schaffen zusammen mit den hohen Räumen im Erdgeschoß den geeigneten Rahmen für rauschende Feste und große Empfänge. Der Park mit dem Teich gehörte ebenso zu einer solchen Anlage wie das Haus des Gärtners. So baute man in der "wilhelminischen" Zeit.

Kaum hundert Jahre steht dieses Haus und hat doch schon so viel erlebt. Vor einigen Jahren sah alles danach aus, als sollte es verfallen und einem Neubaugebiet Platz machen müssen. Nur die wirtschaftliche Krise nach dem Ölschock zu Anfang der siebziger Jahre verhinderte den Plan von Architekten, das heruntergekommene Schloß abzureißen, und auf dem Gelände Häuser zu bauen. Mitte der siebziger Jahre fand sich dann ein neuer Besitzer, der erst einmal Dach und Mauerwerk gründlich renovieren ließ und dann die Räume wieder so gestaltete, wie sie früher einmal ausgesehen haben könnten. Ein Schwimmbad wurde geschickt den Linien des Hauses angepaßt, der Park neu geordnet. Heute steht das gerettete Schloß Vettelhoven unter Denkmalschutz. Unmittelbar nach dem Kriege, als das Anwesen noch der Familie de Weerth gehörte, erlebten Schloß und Bewohner schlimme Wochen unter den einquartierten amerikanischen Soldaten. Als das Leben sich wieder normalisierte, übernahm ein Kölner Kinderheim das Schloß bis zum Ende der sechziger Jahre. Danach verfiel das Haus mehr und mehr, bis der neue Besitzer einzog. Auch er erfüllte sich damit einen Herzenswunsch. Inzwischen wird auch der lange Zeit wenig beliebte repräsentative Baustil vom Ende des vorigen Jahrhunderts, der "wilhelminische Stil", in seiner historischen Bedeutung erkannt und gewürdigt.

Lange Zeit hat das Schloß einen neuen Besitzer gesucht. Allerdings haben die Film- und Fernsehleute das Anwesen entdeckt. In der Zwischenzeit gab es schon etliche Filmaufnahmen zu verschiedensten Filmarten und eine mehrwöchige Show um eine neue Musikgruppe im Schloß, inklusive ständiger Webcam-Übertragung aus den Innenräumen.

Das Schloß befindet sich heute wieder in Privatbesitz und hat eine eigene Website.

Vettelhoven

aus der Luft

 

Blick auf Vettelhoven um 1969, deutlich sind die beiden durch den Swistbach getrennten Ortsteile zu senden. Links der Ortskern mit dem Schloßpark und den Häusern an der Altbach- und Mittelstraße. Darüber das Neubaugebiet am Gudenauring. Rechts liegen der Gutshof Krewel und etliche Wohnhäuser. Im Vordergrund reicht der Wald fast bis an den Ort, den Verlauf des Swistbaches erkennt man am Bewuchs im Uferbeich

 

 

 

Schloß und Park

 

Ungefähr zehn Morgen groß ist der Schloßpark. Anfang der 70er Jahre plante man, Eigentumswohnungen in den Park zu setzen, doch scheiterte das Projekt glücklicherweise an der Standhaftigkeit des Kreisbauamtes. Ein zweiter kleinerer Park befindet sich vor dem Gudenauer Hof (oberer Bildrand), nach 1869 von Jerôme Krewel angelegt. Foto um 1969.

Gutshof Krewel

 

Erst aus der Luft erkennt man die ganze Ausdehnung des Gutshofs Krewel, der auch Gudenauer Hof genannt wird. Mit knapp 400 Morgen Land zählte er zu den wenigen Rittergütern der Gemeinde Grafschaft. Seit 1836 war Joseph Schieffer Eigentümer dieses Hofes, und so war während seiner Amtszeit als Bürgermeister hier der Verwaltungssitz der Bürgermeisterei, Im Jahre 1982 wurde dieses kulturhistorisch wertvolle Anwesen unter Denkmalschutz gestellt. Es ist zu hoffen, daß dadurch nicht nur die Gebäude, sondern auch die Umgebung in ihrem Bestand gesichert und vor einer einschnürenden Bebauung bewahrt bleiben. Foto um 1957.

Gut de Weerth

 

Wir blicken an einen Teil des Gutshofs de Weerth am restlichen Rand des Parks. Am oberen Bildrand sind die Häuser an der Altbachstraße zu sehen. Mit 374 ha Grundbesitz gehörte der Hof im Jahre 1914 zu den größeren Höfen der Rheinprovinz. Links oben sehen wir einen Turm, der mit den angrenzenden Gebäudeteilen die letzten Reste der ehemaligen Burg Vettelhoven darstellt. In ihr haben wir wahrscheinlich die Keimzelle des Dorfes zu sehen. Allerdings wissen wir heute nicht mehr, wie die ursprüngliche Burg aussah, in der bereits im 13. Jahrhundert ein Rittergeschlecht mit Namen »von Vettelhoven« lebte. Im Jahre 1527 waren hier sogar zwei nebeneinander in einem Weiher gelegene Burghäuser vorhanden. Foto: Juli 1957

Gut de Weerth

 

Wir blicken an einen Teil des Gutshofs de Weerth am restlichen Rand des Parks. Am oberen Bildrand sind die Häuser an der Altbachstraße zu sehen. Mit 374 ha Grundbesitz gehörte der Hof im Jahre 1914 zu den größeren Höfen der Rheinprovinz. Links oben sehen wir einen Turm, der mit den angrenzenden Gebäudeteilen die letzten Reste der ehemaligen Burg Vettelhoven darstellt. In ihr haben wir wahrscheinlich die Keimzelle des Dorfes zu sehen. Allerdings wissen wir heute nicht mehr, wie die ursprüngliche Burg aussah, in der bereits im 13. Jahrhundert ein Rittergeschlecht mit Namen »von Vettelhoven« lebte. Im Jahre 1527 waren hier sogar zwei nebeneinander in einem Weiher gelegene Burghäuser vorhanden. Foto: Juli 1957

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© Rita Nikolai